Historie
Gegründet im Revolutionsjahr 1848 gehört der TuS Dotzheim mit zu den ältesten Vereinen der Landeshauptstadt Wiesbaden und der Region.
Zwar liegt die Entstehungsgeschichte des „Turn-Vereins“ in Ermangelung schriftlicher Aufzeichnungen aus den Anfangsjahren weitgehend im Dunkeln, aber gestützt auf die Aussagen von Ortsansässigen, die die Zeit um die Mitte des 19. Jh. in Dotzheim miterlebt hatten, bestätigt Wilhelm Schuler, Vereinsvorsitzender in den Jahren von 1910 bis 1932, in der Festschrift zum Jahrhundert-Jubiläum die Richtigkeit des Gründungsjahres 1848.
Die Freude der Gründerväter an den Möglichkeiten der öffentlichen Positionierung der von Friedrich Ludwig Jahn bereits 1811 in Berlin ins Leben gerufenen Turnbewegung auch in Dotzheim währte wohl nicht lange, denn in Folge der Ereignisse im Revolutionsjahr 1848 wurde das Turnen landauf und landab verboten und die Turn-Gerätschaften mussten verborgen werden.
1852 berichtet der damalige Dotzheimer Bürgermeister „gehorsamst“ gemäß den Vorgaben des Vereins- und Versammlungsgesetzes an seine vorgesetzte Dienstelle, dass der örtliche „Thornverein“ nicht mehr existiert.
Erste schriftliche Aufzeichnungen über den „Turnverein Dotzheim“ datieren aus dem Jahre 1863. Im selben Jahr wird auch die erste Fahne des Vereins gestiftet, in den Farben schwarz, rot und gold.
Der Turnbetrieb, den Anfang dazu machten 19 gleichgesinnte, junge Dotzheimer, fand auf dem Turnplatz an der Neugasse, heute Frauensteiner Straße, statt.
Schon früh beteiligte sich der Verein an Aktivitäten des 1862 gegründeten Turngaues „Süd-Nassau“ und zeichnete verantwortlich für die Durchführung des 2. Bezirksturnens des Turngaues 1875 auf einem Freigelände, auf dem später das heutige Vereinsheim, das 1895 eingeweihte „Turnerheim“, erbaut wurde. Das massive Backsteingebäude mit Gaststätte, Wohnräumen und großem Saalbau trat an die Stelle der bescheidenen 1. Dotzheimer Turnhalle, außerhalb der damaligen Ortsbebauung an der oberen Neugasse gelegen.
In den letzten Jahren des 19. Jh. stieg die Zahl der Mitglieder trotz strenger Auslegung der damals gültigen Vereinssatzung, die bei Versäumen von Übungsstunden den Ausschluss des betroffenen Mitglieds vorsah, kontinuierlich von etwa 100 Personen auf über 200 an. Im Jubiläumsjahr1898 hatte der Verein 217 Mitglieder, nach 1900 bewegt sich die Zahl gegen 300. Größere Mitgliederbewegungen gab es zu dieser Zeit durch die Gründung der „Freien Turnerschaft“ und der „Turngesellschaft“, 1902.
In der 1. Dekade des 20. Jh. beteiligte sich der Turnverein erfolgreich an regionalen und überregionalen Veranstaltungen und war 1904 durch den Turngau mit der Ausrichtung des 29. Gauturnfestes betraut.
Einen schmerzhaften Einschnitt musste der Verein in Folge der Ereignisse des 1. Weltkrieges erleben. Nicht nur dass 159 Vereinsmitglieder, von denen viele ihr Leben verloren oder in lange Gefangenschaft gerieten, in den Krieg ziehen mussten, auch die Turnhalle stand zu dieser Zeit nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck zur Verfügung und diente als Unterkunft für Soldaten. Erst 1919 konnte, nachdem die französischen Besatzungstruppen die Halle geräumt hatten, dort wieder ein geregelter Übungsbetrieb angeboten werden. 1920 kaufte der Turnverein das sich im Besitz der Brauerei Walkmühle befindende Gebäude, finanziell maßgeblich von seinen Mitgliedern durch den Erwerb von „Anteilscheinen“ unterstützt.
Nachdem die französische Besatzungsmacht ab Mitte 1921 das Gebäude erneut über Jahre in Beschlag gelegt hatte, beschloss der Verein im Januar 1925 zur geregelten Durchführung des Turn- und Sportbetriebes die Errichtung einer „Notturnhalle“ nebst einer Außensportanlage für Handball, Faustball und Leichtathletik. Es entstand die Festhalle an der heutigen Erich-Ollenhauer-Straße mit ihrem charakteristisch gewölbten Dach.
Erst Ende1929 räumten die Franzosen das Turnerheim und es dauerte bis Mitte 1930 bis die nicht unerheblichen Instandsetzungsarbeiten abgeschlossen und die Räumlichkeiten von den knapp 500 Vereinsmitgliedern wieder zweckentsprechend genutzt werden konnten. Auch die Festhalle stand weiterhin für den Übungsbetrieb des Vereins zur Verfügung, so dass der Turnbetrieb trotz der politischen Veränderungen, am 1. April 1936 waren im Zuge der Gleichschaltung alle Vereine in den Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert worden, bis 1939 zwar nicht reibungslos und ohne Schwierigkeiten, aber dennoch geordnet und erfolgreich durchgeführt werden konnte. In diese Zeit fiel auch die Jubiläumsveranstaltung zum 90-jährigen Bestehen des Vereins. Gepachtet durch die Stadt Wiesbaden, bot die Festhalle in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg tagsüber auch Platz für den Sportunterricht der Dotzheimer Schulen, um dann ab 1940 als Kriegsgefangenenlager zu dienen. Im selben Jahr wurde die Immobilie nach langem hin und her für 5.000 Reichsmark an die Stadt Wiesbaden verkauft.
Die verheerenden Ereignisse nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 beeinträchtigten zunehmend in hohem Maße nachteilig die Vereinsarbeit, die trotz aller Bemühungen einiger älterer Vereinsmitglieder im Verlaufe des Jahres 1943 völlig zum Erliegen kam.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges im Mai 1945 und Übernahme der Regierungs- und Verwaltungsgeschäfte zunächst durch die alliierten Mächte beschied laut Allgemeinem Kontrollratgesetz eine entsprechende Regelung, dass in Orten bis zu 10.000 Einwohnern nur ein Sportverein bestehen durfte. Neben dem Turnverein von 1848 e.V. existierten jedoch in Dotzheim schon seit vielen Jahrzehnten weitere sporttreibende Vereine, der Radlerclub 1902 e.V., der Kraftsportverein 1903, der Arbeiter-Turnverein 1908 und der Verein der Sportfreunde 1910 e.V.
Diese ehemals selbstständigen Sportvereine galt es zu einer Institution zusammenzuführen und so wurde am 2. Dezember 1945 im Turnerheim der Turn- und Sportverein Wiesbaden-Dotzheim 1848 e.V. gegründet, in dem die ehemaligen Vereine als Fachschaften partiell Selbstständigkeit behielten.
(Erarbeitet nach den Vorlagen „Festschrift 150 Jahre Turn- und Sportverein Wiesbaden-Dotzheim e.V.“ und „110 Jahre Turn- und Sportverein Wiesbaden-Dotzheim 1848 e.V.“)